Mentale Prüfungsvorbereitung

Das Ende der Weiterbildung naht und das letzte Repetieren des Lerninhalts und die Vorbereitungen auf die Abschlussprüfung laufen an. In dieser Phase ist es wichtig, die mentale Vorbereitung nicht zu vergessen. Was genau ist damit gemeint?


1. Selbstmanagement
Zuerst sollte man sich selbst fragen, was brauche ich, damit ich mich am Tag X wohlfühle und fähig bin, meine optimale Leistung abzurufen?

Grundsätzlich gibt es für alle Prüfungen klare inhaltliche und formelle Vorgaben. Jede Person kann selbst einiges dazu beitragen, um sich am Prüfungstag wohlzufühlen. Die Bedürfnisse sind sehr individuell. Nachfolgend ein paar Beispiele:

  • in der Phase vor der Prüfung für genügend Schlaf sorgen
  • sich für das Lernen und die sorgfältige Vorbereitung genügend Zeit nehmen und dafür Raum schaffen
  • sein Umfeld involvieren und gegebenenfalls um Unterstützung fragen
  • sich mit der Frage auseinandersetzen, wie man sich an diesem Tag grösstmögliches Wohlbefinden erschaffen kann

2. Rahmenbedingungen
Es ist hilfreich, sich rechtzeitig mit den Rahmenbedingungen der Prüfung zu befassen.

Kenne ich den Lerninhalt?
Sich mit den zu prüfenden Lerninhalten auseinanderzusetzen hilft, den Lerninhalt kompetent aufzubereiten und einen guten Lernplan mit Zeitreserven zu gestalten. Generell publiziert jede Prüfungsorganisation auf ihrer Webseite die erforderlichen Lernziele/Handlungsfelder.

Verstehe ich den Lerninhalt?
Es kann entspannend sein, früh genug seine Lernbaustellen zu eruieren. Dies gibt Handlungsspielraum und ermöglicht, bei Mitstudierenden, Dozierenden oder Bekannten fehlendes Wissen zu holen. Dazu braucht es ein gutes Zeitmanagement.

Welche Hilfsmittel sind erlaubt?
Es gibt Open-Book-Prüfungen, d. h. der/die Kandidat/-in kann selber entscheiden, welche Unterlagen er/sie zur Prüfung mitbringt. An anderen Prüfungen sind die Hilfsmittel klar vorgeschrieben. Daher ist es sinnvoll, sich frühzeitig mit den erlaubten Hilfsmitteln auseinanderzusetzen. Die Hilfsmittellisten werden von den Prüfungsorganisationen publiziert.

Prüfungsort
Zentral durchgeführte Prüfungen finden an einem unvertrauten Ort statt. Ich empfehle folgende Handlungen und Fragestellungen:

  • Besuchen Sie die Webseite Ihres Prüfungsorts, damit Sie bereits einen Eindruck erhalten, was Sie an diesem Tag vor Ort erwartet.
  • Setzen Sie sich mit der Anreise auseinander:
    • Kenne ich den Anreiseweg? (Information auf der Webseite des Prüfungsorts, Google Maps)
    • Welche Reiseart bevorzuge ich an einem solch wichtigen Tag, damit ich mich wohl fühle? (Bahn, Auto, Fahrgemeinschaft)
    • Falls ich gerne mit dem Auto anreise, habe ich mich über Parkmöglichkeiten vor Ort informiert?
    • Um welche Zeit sollte ich mich auf den Weg begeben, damit ich genug Zeitpuffer für Unvorhergesehenes habe und schlussendlich rechtzeitig ankomme?
    • Brauche ich ein Hotel, um mir an diesem Morgen Anreisestress zu ersparen?
    • Kenne ich die Verpflegungsmöglichkeiten?

3. Nervosität gehört dazu
Eine Prüfungssituation kann auch körperliche Reaktionen auslösen und zeigt sich unter Umständen z. B. mit feuchten Händen, Unruhe oder Herzklopfen. In solch anspruchsvollen Situationen schüttet der Körper vermehrt das Hormon Adrenalin aus. Diese Anspannung ist bis zu einem gewissen Masse völlig normal und kann sich auch positiv auf die Hirnaktivität durch erhöhte Durchblutung auswirken. Diese Körpermechanismen können unterstützend wirken, um beste Leistungen abzurufen.

4. Umgang mit Prüfungsangst
Bei vielen Menschen löst eine Prüfungssituation auch Ängste aus. Dies kann sich unterschiedlich zeigen, wie z. B. mit Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit, schwindendem Selbstvertrauen, innerer Unruhe. Oft geht dieser Angst ein enormer Leistungsdruck voraus. Es ist verständlich, dass viel vom Erreichen eines Diploms/Zertifikats abhängt. Dies kann z. B. ein beruflicher Kontext, eine familiäre Situation, eigene Ansprüche sein.

Es ist wichtig sich mit seiner eigenen Situation zu beschäftigen, um sich selbst den Druck so gut wie möglich zu nehmen. Dies kann gelingen, indem man:

  • auf eine gute Vorbereitung achtet; das verschafft Sicherheit und hinterlässt das gute Gefühl «sein Bestes zu geben»!
  • sich in der Lernphase mit den eigenen Erwartungen auseinandersetzt und diese identifiziert. Falls man sich durch die eigenen Leistungsansprüche viel unnötigen Druck macht, kann ein Gespräch mit einer vertrauten Bezugsperson helfen.
  • sich mit dem Scheitern auseinandersetzt. Damit soll kein Scheitern angestrebt werden, jedoch soll es den eigenen Möglichkeitsraum erweitern. Oft kann eine Prüfung innerhalb von zwei Jahren zweimal wiederholt werden. Manchmal glückt im Leben nicht alles mit dem ersten Versuch. Ist das schlimm? Ein klares Nein, denn man gewinnt auch aus Niederlagen etwas für das eigene Leben dazu. Oft ist es schwierig im Moment des Scheiterns einen Sinn zu erkennen. Jedoch kann die Einstellung, das alles für etwas gut ist und alles gut kommt viel Druck ersparen. Aus ungünstigen Lebenslagen zu lernen verschafft eine bessere Resilienz und hilft Krisen besser zu bewältigen. Dies ist für jeden beruflichen, wie auch privaten Werdegang hilfreich.
  • sich bewusst ist, dass der persönliche Wert als Mensch nicht abhängig ist vom Ergebnis der Prüfung. Dies kann Versagensängste mildern.
  • Entspannungsübungen macht (z. B. Visualisierungen, Atemübungen)

5. Erste Hilfe bei einem Blackout
Grosse Anspannung kann zu einem Blackout führen. In einem solchen Moment ist es wichtig, sich bewusst zu werden: «All das Gelernte ist nicht weg, ich kann es zurzeit nur nicht abrufen!»

Es gibt einige Strategien, die hilfreich sein können, um eine solche Blockade zu überwinden:

  • Als erstes empfiehlt es sich Ruhe zu bewahren und sich kurz auf den eigenen Atem zu konzentrieren.
  • Des Weiteren kann es hilfreich sein, die Situation «ein Blackout zu haben» anzunehmen und sich dies einzugestehen. Dies kann die Emotionen wieder beruhigen und erneut zu klaren Gedanken verhelfen.
  • Nun hilft wahrscheinlich eine kurze Ablenkung z. B. sich auf das eigene Zehenwackeln konzentrieren/das Prüfungsblatt drehen und eine einfache Rechenaufgabe lösen oder etwas zeichnen/an die letzten Ferien denken und in diesen Gedanken kurz schwelgen.

→ Neustart zum Lösen weiterer Aufgaben probieren.

Diese Strategien sind nicht vollzählig und für jeden kann etwas anderes gut sein. Im Internet gibt es viele Informationen zu diesem Thema.

Ich hoffe, Ihnen mit diesen Anregungen zu einer guten und mental unterstützenden Prüfungsvorbereitung verhelfen zu können und wünsche eine gute Vorbereitungszeit.

 

Stand: Dezember 2021 / ©edupool.ch/Michelle Felder

Tipps zu den edupool.ch Prüfungen

Lerninhalte/Kompetenzen
Dazu finden Sie auf dieser Webseite unter dem jeweiligen Bildungsgang den Bildungsgangbeschrieb mit allen Lernzielen/Kompetenzen, welche an diesem Tag geprüft werden.

Prüfungsbestimmungen
Die Prüfungsbestimmungen sind auf dieser Webseite ersichtlich. Sie bestehen aus Prüfungsordnung, Hilfsmittelliste sowie den unter «Mitgeltende Bestimmungen» aufgeführten Dokumenten.

Hilfsmittelliste
Die Hilfsmittelliste wird den Kandidatinnen und Kandidaten spätestens 20 Tage vor der Prüfung zusammen mit der Teilnahmebestätigung zugestellt.

Die Hilfsmittelliste wird zudem für jeden Bildungsgang auf dieser Webseite bereits ein Jahr im Voraus publiziert. Bei Unklarheiten informieren Sie sich bei Ihren Dozierenden oder direkt bei edupool.ch. Unser Team der Prüfungsverantwortlichen ist gerne für Sie da.

Teilnahmebestätigung/Prüfungsort
Prüfungsort und –zeit werden den Kandidat:innen in der Teilnahmebestätigung rund 20 Tage vor der Prüfung zugestellt. Die Teilnahmebestätigung enthält wichtige Informationen zur Prüfungsdurchführung sowie die Kandidatennummer und die Hilfsmittelliste.

Prüfungsrepetition
edupool.ch Prüfungen können innerhalb von zwei Jahren zweimal wiederholt werden.